Nach fast 9 Monaten Wartzeit seit der Spielwarenmesse Nürnberg ist der Multiplex XENO Anfang Dezember 2009 endlich lieferbar. Manche hatten nach den vielen Verzögerungen nicht mehr damit gerechnet, das Modell noch im Jahr 2009 in Händen zu halten, aber Multiplex hat es endlich geschafft. Nachdem das Modell an einem Samstag beim Händler zu haben war, wurde noch am gleichen Tag das Fliegerchen gebaut und am Sonntag geflogen. Hier die unsere Erfahrungen…
Der XENO ist ein optisch ansprechender Nurflügel mit der Option, wahlweise als Segler oder als Elektromodell geflogen zu werden. Das Modell kommt wie bei Multiplex üblich in einem großen Karton und ist gut verpackt. Die Schaumteile sind makellos, auch die zahlreichen Kunststoffteile sind von hoher Qualität.
Wenn man das Modell mit einem Antrieb fliegen will, führt (fast) kein Weg am Multiplex Antriebsset vorbei. Listenpreis 149 EUR. Grund: Der XENO hat einen Klappmechanismus mit dem das Modell in der Mitte zusammengefaltet werden kann. Das ist trickreich gemacht und schaut recht stabil aus. In diesen Klappmechanismus wird dann der Antrieb bei bedarf eingesetzt und so kann der XENO in Minuten vom Segler zum Motormodell und wieder zurück gebaut werden. Allerdings sind eigene Antriebslösungen daher nur mit viel Aufwand zu machen.
Das Multiplex-Antriebsset gibt es in zwei Varianten. Normal und Tuning. In beiden Fällen beinhaltet es neben Motor, Regler und Luftschraube auch wieder eine Menge Kunststoffteile mit denen der Antrieb in das Mittelteil eingesteckt werden kann. Weiterhin sind ein Kugellager und eine gewuchtete Fernwelle enthalten. Bei den ersten Bausätzen war diese Welle aus CfK – was aber extrem gefährlich war – mittlerweile ist ist diese ein Edelstahlröhrchen. Sollten Sie noch einen alten Antreibssatz mit CfK-Welle bekommen haben, benutzen Sie diese auf keinen Fall und wenden Sie sich an Multiplex um die neue Stahlwelle zu bekommen! Siehe den Abschnitt „Langzeiterfahrungen“
Bild: Inhalt des Antriebssets. Bis auf den Akku ist alles enthalten was man braucht.
Der Zusammenbau
Der Zusammenbau des XENO geht anhand der bebilderten Anleitung sehr zügig voran. Als Servos kamen HITEC HS-81 zum Einsatz – diese Servos sind praktisch baugleich mit den MPX TinyS und passen saugend in die vorbereiteten Aussparungen der Flächen. Auch reichen die langen Servokabel bis zur Mitte – es muß also nichts gelötet werden!
Die Mittelteile aus Kunststoff werden mit reichlich dickflüssigem Sekundenkleber in die Flächenhälften eingeklebt. Dabei unbedingt vorher eine Passprobe ohne Kleber machen, denn die Teile müssen schnell zusammengesetzt werden, bevor der Sekundenkleber aushärtet. Das Einkleben der Kohleprofile erfolgt am bestent mit dünnflüssigem Sekundenkleber.
Für alle die mal sehen wollen, wie Einfach der Bau des XENO ist, haben wir hier ein kleines Video gemacht:
RC Ausrüstung
Das Mittelteil ist zwar recht breit, aber sehr flach. Als Akku ist von Multiplex ein 950mA 3S LiPo vorgesehen. Da mein angedachter 3S 2200 KOKAM Akku nicht passte, wurde kurzerhand ein 3-zelliger A123 LI-ION Akku zusammengelötet, bei dem die Zellen flach nebeneinander liegen.
Es herrscht doch recht wenig Platz im Modell. Der Regler kam auf den Akku, der Empfänger liegt direkt unter dem Motor. Deshalb ist ein guter, moderner Empfänger mit Microcontroller Pflicht. Wir haben einen Schulze Alpha verbaut. Ein Reichtweitentest – auch mit laufendem Motor – ist vor dem Erstflug Pflicht.
Allerdings hat diese Montageform im praktischen Betrieb nicht überzeugt, der Regler wurde sehr warm. Auch waren die Kabel nur schwer zu bändigen, ohne dass diese an der rotierenden0 Glocke des Motors schleifen. Deshalb wurde die Montage der Bauteile wie folgt verändert:
Zunächst wurden am Regler die Anschlußkabel zum Motor um rund 3cm gekürzt. Damit wird das Kabelgewirr rund um den Motor entschärft. Der Regler wird dann mit Klettband an der Seite des Mittelteils befestigt. Das Kabel zum Empfänger wird zusammengewickelt und an der Querstrebe angeklebt. Der Empfänger wird unter dem Motor platziert, was bei 2,4GHz problemlos zu machen ist.
Als Akku wurde auf einen 3s950mAh Lipo umgestellt, da dieser doch erheblich kompakter ist als die LiFe Zellen.
Das Design
Der mitgelieferte Dekorbogen konnte mit seinem triesten Grau nicht überzeugen, weshalb ich mit farbigem Klebeband das Modell ein paar farbige Akzente gegeben habe. Der weiße XENO ist bei bedecktem Himmel ansonsten nur schlecht zu erkennen. Die Kabinenhaube wurde abgeklebt und mit Sprühlack schwarz lackiert.
Bild: Modell mit Tuning-Motor vor dem Erstflug.
Auf vielfache Nachfrage: Das farbige Klebeband stammt von den „Küstenfliegern“ und wird dort zum Tapen der Schaumstoff-Nuris benutzt. Es ist im Grund farbiges Packband und man bekommt es teilweise auch im Großhandel für Verpackungsmaterial. Allerdings wird es dort meist in 100-Rollen-Kartons verkauft – pro Farbe! Daher ist es einfacher, es bei den Küstenfliegern im Online-Shop zu bestellen.
Flugeigengschaften Segler
Das Modell fliegt flott aber nicht zu schnell. Ein Funjet ist schnelller unterwegs, segelt aber nicht so gut wie der XENO. Beim Andrücken neigt der XENO ein wenig zum schwänzeln. Das liegt offensichtlich an den relativ kleinen Seitenflossen, ist aber fliegerisch unkritisch. Das Modell ist jederzeit gut zu beherrschen.
Der XENO kann sehr langsam gemacht werden. Wird das Modell überzogen, nickt er kurz nach vorne und fliegt weiter. Das macht ihn auch für weniger erfahrene Piloten gut beherrschbar.
Als Segler kann mit dem XENO dank seiner Wendigkeit auch kleinflächiger Hangaufwind gut ausgenutzt werden – damit ist er ideal als Spaßmodell für die Hangkante geeignet.
Flugeigenschaften mit Motor
Mit Motor ist das Modell recht schwer, lässt sich aber gut werfen und dann mit eingeschaltetem Motor auf Höhe bringen. Mit dem Tuning-Antriebsset steigt das Modell senkrecht – nahezu endlos! Allerdings ist der Tuning-Motor kein Dauerantrieb. Der Motor zieht rund 22A im Flug, d.h. mit dem von Multiplex empfohlenen 3s1000mAh Akku kommt man auf maximal 3min Motorlaufzeit – allerdings ist dann der Akku völlig entleert. Es empfiehlt sich daher, den Motor nicht länger als 2:45min zu benutzen.
In der Thermik ist der XENO mit Antriebsset nur schwer zu halten, aber die Domäne des Nurflüglers ist ganz klar der Hang. Hier kann mit dem Antriebsset bei unklaren Bedingungen getestet werden, ohne das man bei fehlendem Aufwind eine Außenlandung riskieren muß.
Langzeiterfahrungen – Spinner kaputt
Der XENO hatte mittlerweile ca. 10 Flüge hinter sich. Erneuter Start des Modells bei Schnee und Minus-Temperaturen. Alle sscheint wie immer, aber plötzlich ändert sich das Geräusch der Luftschraube. Also Motor aus und zur Landung herein.
Eine erste Inspektion des Antriebs ergibt dann folgendes Bild:
Der Steg am Spinner ist herausgebrochen. Vermutlich ist in Folge der Kälte das Material (ABS?) spröde geworden und beim Anklappen des Propellers ist es herausgebrochen. Die Beschaffung eines Ersatzteils erwies sich als kleines Drama. Nach 4 Wochen wurde dann endlich ein Kunststoff-Ersatzteilesatz lieferbar. Der einzelne Spinner ist leider nicht zu bekommen.
Februar 2010: Langzeiterfahrungen – das Kohlewellen-Desaster
Nach dem ca. 20 Flug passierte dann das nächste Unglück: Nach dem Einschalten des Antriebs gab es einen lauten Knall und der Spinner mitsamt Propller flog uns um die Ohren. Es konnte glücklichweise ohne weiteren Schaden gelandet werde und das Modell wurde untersucht.
Was war passiert? Die Fernwelle aus CfK ist offensichtlich den Torsionsbelastungen nicht gewachsen – im Ínneren ist diese aufgeplatzt und verzogen.
Zudem ist im Bereich des Mitnehmers die Welle total zerfasert.
Offensichtlich war ich aber nicht der Einzige, der diese Probleme hatte. Denn seit März 2010 liefert Multiplex den Antriebssatz mit einem Edelstahlrohr als Fernwelle aus. Ein Telefonat mit Multiplex – und es wurde mir eine neue Stahlwelle zugesendet. Damit ausgestattet funktioniert der Antriebssatz problemlos und hat mittleweile zahlreiche Flüge hinter sich.
Das Video Sommer 2010
Der Erstflug des zweiten XENO als Segler am Hang in Nauders.